Buchen gedenkt seiner opfer
Rund 100 Frauen und Männer, die in der Stadt Buchen oder den heutigen Stadtteilen geboren wurden und/oder eine zeitlang gelebt haben, kamen durch die nationalsozialistische Verfolgung ums Leben.
Um an alle diese Menschen zu erinnern und würdig zu gedenken, hat der Buchener Gemeinderat im Januar 2024 ein dezentrales, multimediales Gedenkprojekt beschlossen, dass neben analogen auch digitale Elemente miteinschließt. Mit "buchen-gedenkt.de" sollen nicht nur die Namen der Opfer mittels einer Gedenktafel am ehemaligen Lebensmittelpunkt öffentlich bekannt gemacht werden, sondern es sollen die Geschichten der Opfer in Form von Text, Bild und Video auf dieser Webseite erzählt werden.
Im Gedenkbuch blättern
Über die Opfer aus Buchen und den Stadtteilen
Die Kernstadt Buchen sowie die heutigen Stadtteile Bödigheim, Eberstadt und Hainstadt hatten bis 1933 eine blühende jüdische Gemeinde. Die Jüdinnen und Juden aus diesen Orten wurden im Nationalsozialismus systematisch diskriminiert und gesellschaftlich ausgegrenzt. Viele Jüdinnen und Juden konnten oder wollten ihre Heimat nicht verlassen und ins Ausland fliehen. Von ihnen wurden mindestens 69 Menschen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.
Die Radikalisierung der nationalsozialistischen Gesundheits-, Sozial und Rassenpolitik mit dem Ziel der Reinigung des
Volkskörpers führte zum Massenmord an Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Für die Stadt Buchen sind mindestens 18 Personen bekannt, die im Zuge der NS-„Euthanasie“ getötet wurden. Sie wurden geboren und/oder lebten in Buchen, Götzingen, Hainstadt, Hettingen, Hollerbach, Rinschheim und Waldhausen.
Immer wieder kamen Gruppen und Familien der bereits vor 1933 vielfach diskriminierten Minderheit der Sinti als nichtsesshafte Reisende und Wandergewerbetreibende durch die Buchener Region. Im Nationalsozialismus wurden die Sinti ebenfalls Opfer eines systematischen Völkermordes. Bisher sind 3 männliche, in Buchen geborene Sinti bekannt, die in unterschiedlichen Konzentrationslagern ermordet wurden.
Die hohe Zahl an zur Wehrmacht eingezogenen Männern führte zu einem großen Arbeitskräftemangel in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft. Um diesen Bedarf an Arbeitskräfte zu decken, wurden Personen aus den besetzten Gebieten als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Deutschland und auch in ländliche Regionen wie Buchen verschleppt. Mindestens 3 Zwangsarbeiter kamen nach ihrer Verschleppung in Buchen ums Leben.
Mit Karl Josef Brümmer gibt es zudem noch 1 Person, die vermutlich als politischer Gegner des faschistischen Regimes Opfer der NS-Verfolgung wurde. Die Forschungen hierzu stehen jedoch noch am Anfang.
Das Projekt "buchen-gedenkt.de"
Die Stadt Buchen (Odenwald) gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus.
Wir wollen an die NS-Opfer aus der Stadt Buchen und den heutigen Stadtteilen erinnern.
Die Schicksale sollen nicht nur in Form von Text und Bild, sondern vor allem mittels kurzen Videos erzählt werden.
Um das Projekt wachsen zu lassen, suchen wir Menschen, die sich für die Schicksale unserer ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger interessieren und deren Leben erforschen wollen.