die gedenkkultur
Der Stadt Buchen war und ist es ein besonderes Anliegen, den Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung aus Buchen und den heutigen Stadtteilen angemessen zu gedenken.
Der seit Jahrzehnten gewachsenen Erinnerungskultur wurde mit "buchen-gedenkt.de" ein dezentrales, multimediales Gedenkprojekt hinzugefügt, das von der Stadtverwaltung im Auftrag des Gemeinderates konzipiert, im Januar 2024 einstimmig beschlossen und in Zusammenarbeit mit der SchreiberGrimm.Werbeagentur umgesetzt wurde.
Das Gedenkprojekt "buchen-gedenkt.de"
Mit "buchen-gedenkt.de" wollen wir die Lebensgeschichten der Todesopfer der Stadt Buchen erforschen, die Namen und Schicksale im öffentlichen Raum sichtbar machen und die vollständigen Geschichten der Menschen erzählen.
Am Beginn steht immer die Erforschung der Lebensgeschichte des NS-Opfer aus Buchen. Diese soll dann in Form eines kurzen Videos erzählt werden. Am ehemaligen Lebensmittelpunkt des Opfers wird am Ende eine Gedenktafel angebracht, über die mittels eines QR-Codes das Video und weitere Informationen abgerufen werden können.
Auf der eigens geschaffenen Webseite finden sich neben den bisher erzählten Lebensgeschichten auch Personen, deren Schicksale noch nicht erarbeitet wurden. Schrittweise werden diese Personen aus der Datenbank der NS-Opfer mit Bezug zur Stadt Buchen auf der Webseite sichtbar gemacht. Eine Karte zeigt, wo die NS-Opfer in Buchen oder den Stadtteilen gelebt haben.
Das Logo des Gedenkprojektes besteht aus zwei Teilen. Die 9 Quadrate versinnbildlichen jeweils eine Opfergruppe und zeigen an den Gedenktafeln, zu welcher Opfergruppe die Person gezählt wird. Neben den Quadraten ist auch die Domain der Webseite Teil des Logos und weist auf die digitale Komponete des Projektes hin.
Das Projekt besteht somit aus analogen und digitalen Elementen ist kostenfrei und allzeit für Interessierte verfügbar.
Zudem ist es als Bürgerbeteiligungsprojekt angelegt und lebt vom Mitmachen.
Gedenkstätte
Die "Gedenkstätte für alle Opfer des Nationalsozialismus" in der Vorstadtstraße ist das zentrale Element der Buchener Erinnerungskultur an die Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes.
2006 als "Gedenkstätte ehemalige Synagoge" in den zwei letzten verbliebenen Kelleräumen der einstigen Buchener Synagoge eingerichtet, wurde die Gedenkstätte 2018 inhaltlich und konzeptionell um die weiteren Opfergruppen aus der Stadt Buchen erweitert.
Neben einem Raum mit Info-Tafeln und dem aus dem Bauschutt geretteten Grundstein beherbergt der zweite Raum ein Kunstwerk des jüdischen Künstlers Daniel Mahr und ein Gedenkbuch, in dem zurzeit 40 Namen von NS-Opfern erfasst sind.
In der Gedenkstätte findet die Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen statt, die jährlich um den 9. November stattfindet. Die Gedenkstätte kann im Rahmen einer Stadtführung oder auf spezielle Anfrage bei der Tourist-Information besichtigt werden.
Jüdischer Friedhof Bödigheim
Der jüdische Friedhof, ein heute mystisch wirkendes Kleinod am Ortsrand von Bödigheim, ist eines der wenigen noch sichtbaren Relikte einer vergangenen jüdischen Kultur, die den Buchener Raum bis zur Herrschaft des nationalsozialistischen Gewaltregimes über mehrere Jahrhunderte maßgeblich mitgeprägt und -gestaltet hat.
Als Zentralfriedhof mit sehr großem Einzugsgebiet war es der Begräbnisplatz für annährend 20 Gemeinden. Heute sind auf dem Friedhof noch beinahe 1.600 Grabsteine erhalten. Durch Erweiterungen wuchs der Friedhof bis auf 140,69 Ar an und ist somit einer der größten jüdischen Friedhöfe in Baden. Das genaue Alter des Friedhofs ist nicht bekannt, er dürfte aber bereits im Spätmittelalter angelegt worden sein. Der älteste, heute noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1628.
Der Friedhof wird sukkzessive erforscht und die Ergebnisse vor allem auf einer eigenen Webseite bekannt gemacht. Eine Besichtigung ist auf Anfrage oder bei einer Friedhofsführung möglich.
Bücherei des Judentums
Zwischen Heidelberg und Würzburg ist die von einer Stiftung getragene Bücherei des Judentums die größte Bücherei zum Thema jüdische Kultur. In der kostenfreien Ausleihbücherei finden sich Bücher und Medien, welche Judentum in Geschichte und Gegenwart sichtbar werden lassen. Interessierte können sich mittels eines Onlinekatalogs über den Bestand informieren.
Die Bücherei thematisiert jüdisches Leben in seiner Vielfalt ebenfalls in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten wie Vorträgen, Seminaren, Konzerten oder Lesungen. Auch lobt die Stiftung Bücherei des Judentums einen Preis für Schülerinnen und Schüler im Neckar-Odenwald-Kreis aus. Regelmäßig sind Stipendiatinnen und Stipendiaten aus allen Teilen Deutschlands in der Bücherei in Buchen für eine „Schreibzeit“ zu Gast.
Als gelistete Gedenkstätte ist die Bücherei des Judentums auch Teil des 2023 gegründeten, aus fünf Gedenkstätten und Erinnerungsorten bestehenden Gedenkstättenverbunds Neckar-Odenwald.
Bezirksmuseum Buchen
Das seit 1911 bestehende Bezirksmuseum Buchen ist der große Wissensspeicher der Stadt Buchen und der umliegenden Region. Auf zwei Gebäuden im ehemaligen kurmainzischen Kellereiareal verteilt bieten die verschiedenen Dauer- und Sonderausstellungen den Besucherinnen und Besucher einen lebendigen Gang durch die Geschichte. Neben der frühen Besiedlung der Buchener Region, der römischen Kultur- und Technikgeschichte und vieles mehr stellen die Gedenkstätte zum Buchener Komponisten Joseph Martin Kraus und die Ausstellung zur sakralen Volkskunst eine große Besonderheit dar. Außerdem beherbergt das Museum mehrere bedeutende Sondersammlungen, darunter auch das Bildarchiv Karl Weiß.
Immer wieder thematisiert das Museum auch die NS-Zeit. Als Ergebnis werden wissenschaftliche Beiträge in der museumseigenen Zeitschrift "Der Wartturm" publiziert oder Ausstellungen konzipiert und eröffnet. Die Sonderausstellung "Kurz stillhalten, bitte!" zeigt Potraitaufnahmen jüdischer Menschen aus dem Bildarchiv Karl Weiß und kann auf Anfrage auch verliehen werden.
Führungen
Die Stadt Buchen bietet verschiedene (Stadt-)Führungen an, in denen die NS-Zeit und die Opfer eine Rolle spielen.
Die Führung "Das jüdische Buchen" bietet die Möglichkeit auf den Spuren der wechselvollen Geschichte der jüdischen Gemeinde Buchen bis 1940 zu wandeln und anhand von einzelnen Schicksalen Einblicke in die jüdische Geschichte, Kultur und Tradtion zu bekommen.
Anhand einiger ausgewählter Lebensgeschichten von Buchener Opfern beleuchtet die einzigartige Führung "Im Sammeltransport nach unbekannter Anstalt verlegt" die bedeutsame Geschichte der NS-"Euthanasie" und führt an Orte des Erinnerns und Gedenkens.
Beim Streifen über den "Jüdischen Friedhof Bödigheim" werden den Besucherinnen und Besucher ein Überblick über die Geschichte des wichtigen Zentralfriedhofs vermittelt und allgemeine jüdische Begräbnisriten erläutert. Anhand ausgewählter Grabmäler werden zudem die Lebens- und Familiengeschichten der hier Beerdigten näher beleuchtet.
Weitere Informationen erhalten Interessiert in der Tourist-Information in der Hochstadtstraße.