Susanna Stern (Eberstadt)

Susanna Stern um 1920. (Repro: Bezirksmuseum Buchen, Bildarchiv Karl Weiß)

Susanna Stern im Atelier des Fotografen Karl Weiß.
(Repro: Bezirksmuseum Buchen, Bildarchiv Karl Weiß)

Susanna wurde am 8. April 1857 als Susanna Gümbel in Albisheim in der Pfalz geboren. Im Jahr 1888 heiratete sie den Handelsmann Moses Stern und zog infolgedessen nach Eberstadt. Mit Moses Stern bekam Susanna Stern vier Söhne: Josef, Nathan, Hermann und Emil. Die Familie lebte in der Nähe der Kirche (heute Dorfstraße 2) und Susanna führte in der Nähe eine Gemischtwarenhandlung.

Im Laufe ihres Lebens musste Susanna einige Schicksalsschläge verkraften. Ihren Sohn Hermann verlor sie 1917 während des Ersten Weltkrieges. Wenig später verstarb auch ihr Ehemann.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland war das Leben der Familie Stern zunehmend bestimmt von Schikanen, Ausgrenzung und Verfolgung. Emil der jüngste Sohn musste Zwangsarbeit leisten, konnte jedoch nach Israel fliehen, wo er 1937 verstarb. Josef wurde in das Konzentrationslager Dachau und anschließend nach Buchenwald deportiert, in dem er 1940 umkam. Nathan wurde bei der Räumung eines Ghettohauses in Köln in das Konzentrationslager Riga deportiert und verstarb 1941 dort.

Susanna blieb bis zu ihrem Tod in Eberstadt wohnhaft. Am Morgen des 10. Novembers 1938 zog der NS-Ortsgruppenleiter von Eberstadt Adolf Heinrich Frey, der auch ihr Nachbar war, aus, um die wenigen noch im Ort lebenden Jüdinnen und Juden zu schikanieren und sie außerhalb ihrer Häuser festzusetzen. Dabei drang er auch in das Haus von Susanna ein und forderte sie auf mitzukommen. Als diese sich weigerte, tötete er sie durch drei Pistolenschüsse aus nächster Nähe.

Im Politik und Gesellschaftskurs an der Helene-Weber-Schule haben sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Schicksal der Eberstadterin Susanna Stern beschäftigt.

Ziel des Kurses im Schuljahr 2023/24 war es, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen beschäftigen und sich aktiv in den Diskurs einbringen. Um dem wieder aufkeimenden Antisemitismus in Deutschland entgegenzuwirken, war es dem Kurs wichtig, die Schicksale von NS-Opfern aus der Region sichtbar zu machen. Susannas Geschichte gerät dank dem Engagement der Schülerinnnen und Schüler nun nicht mehr in Vergessenheit.

Über das Schicksal von Susanna Stern haben bereits einige Autorinnen und Autoren berichtet.

Rainer Handwerk hat 2019 in einem kurzen Wartturm-Aufsatz die Geschichte der Familie von Susanna Stern näher beleuchtet.

Maria Gehrig hat zwei Jahre später für ihr Buch "Mutige Frauen ihrer Zeit" auch das Leben und Schicksal von Susanna Stern erforscht. Dieser Beitrag wurde auch digital veröffentlicht und ist auf der Webseite zum jüdischen Friedhof Bödigheim abrufbar.